Die Saligen Fräulein am Gachtberg
Neben der Straße zwischen Höfen und Weißenbach erheben sich die steilen Schrofen des Gachtberges. In den Klüften und Höhlen hielten sich früher Salige Fräulein auf und als vermeintlicher Standort ihres Schlosses wird heute noch das „Hexenplätzle“ genannt. Oft sah man die Fräulein kochen, aber auch beim Tanz zu schöner Musik und lieblichem Gesang wurden sie beobachtet. Nicht selten besuchten sie ohne schlechte Absichten die Hirten, sie waren überhaupt den Leuten wohlgesinnt.
Einmal schenkte eine Salige einer Lechtalerin für erwiesene Dienste ein Schächtelchen, aus dem ein Zwirnsfaden ragte. Sie dürfe daran ziehen, so oft und so viel sie wolle, der Zwirn werde ihr für ihr Lebtag nicht ausgehen. Nur dürfe sie den Behälter nie öffnen. Solange sich die Frau daran hielt, hatte sie Zwirn im Überfluss. Als aber nach Jahr und Tag die Neugierde über das Verbot siegte und sie die Schachtel aufmachte, ging der Faden aus und sie hatte sich ihr Glück verscherzt. Als einmal ein Bauer mit seinem Ochsengespann vorbeikam, rief ihm ein Saliges Fräulein zu: „Jochtrager, sag der Stuzze Marizze, Schalingge ist gestorben!“
Der Bauer kannte niemanden dieses Namens und erzählte daheim von dem wunderlichen Auftrag. Da fing seine Magd, die zugehört hatte, zu weinen und zu jammern an und sagte, jetzt müsse sie heim. Und auf der Stelle verließ sie den Dienst. Dem Bauern tat das sehr leid, denn die Magd, die wohl ein Saliges Fräulein gewesen sein mag, war überaus fleißig und brav gewesen.
